Hallo, bevor ich als erster Gastautor dieses Blogs meinen Senf zum Thema abgebe, möchte ich mich doch erst mal vorstellen. Meine Name ist David, in der Welt auch noch bekannt als Velo, Frodo oder Bugs, wobei Velo eigentlich gar nicht mehr aktuell ist. Vergesst also Velo! 😉
Für diesen Blog und die ubuntu-Community werde ich wohl „Bugs“ bevorzugen. Woher der Name stammt, erzähle ich vielleicht ein andermal. Er hat jedenfalls nichts mit Computerbugs zu tun und auch nichts mit Wolfgang Back. Und NEIN, ich sitze hier NICHT im Hasenkostüm vor meiner Tastatur. *g*
Ich bin seit gut vier Jahren mit (K)ubuntu unterwegs. Eigentlich wollte ich es mir nur mal ansehen, aber aus dem Ansehen wurde dann ein sofortiger Umstieg, den ich bis jetzt nicht bereut habe. Im Gegenteil.
DxU kenne ich schon seit Jahren. So lange, dass er mir manchmal wie ein „kleiner großer Bruder“ vorkommt, obwohl wir uns lange nicht mehr gesehen haben. Hm, sollte man mal wieder ändern. Angefangen hatten wir mal mit AMIGA und Video, man das waren Zeiten, und später verirrten wir uns im Dschungel der PC- und Windows-Welt, doch wie durch ein Wunder haben wir beide unabhängig voneinander die Freiheit wieder entdeckt.
Soweit zu mir. Man möge mir die kurze Ausschweifung verzeihen. Nun zum eigentlichen Thema.
Neulich durchwühlte ich einmal mehr die Foren im Web, was ich eigentlich genau suchte, weiß ich gar nicht mehr, da stieß ich auf interessante Informationen bezüglich des Plasma-Desktops und dessen Performance. Viele User beklagen sich, dass Plasma ja nett aussehe, aber doch sehr schwerfällig wirke. Animierte Plasmoiden oder auch die Icons im Plasmoid Ordneransicht ließen sich nur ruckelig und spürbar verzögert bewegen. Ich selbst kann dies ein wenig bestätigen, mein alter Arbeits-PC kommt zwar soweit gut zurecht, doch hier und da merkt man doch, dass er ganz schön zu ackern hat, wenn es um Plasma geht. Da reicht oft eine Message in Kopete, was das Kopete-Icon im Plasmoid Fency Tasks (einer Mac ähnlichen Taskbar) blinken lässt und schon scheint der ganze Rechner nur noch mit halber Kraft zu laufen. Auch das von vielen beschriebene Phänomen der plötzlichen Plasma-Abstürze (schwarzer Hintergrund) begegnete mir des öfteren. Mit Quanta+, einer Webentwicklerumgebung, passierte das immer. Ich musste Quanta nur beenden und schon stürzte Plasma zuverlässig ab und kam manchmal nicht einmal mehr selbst wieder hoch.
Nun stieß ich also in einem Forum auf einen mir zunächst etwas mysteriös wirkenden Hinweis, wie sich die Leistung von Plasma-Desktop dramatisch steigern ließe. Interessant. Ich suchte daraufhin weiter nach anderen Beiträgen, die diesen Lösungsansatz bestätigen würden und wurde schnell fündig.
Worum geht es nun genau?
Plasma hat offensichtlich verschiedene Methoden, mit dem Grafiksystem zu kommunizieren. Die Standard-Methode ist wohl nicht die schnellste, aber die am längsten erprobte, aber es gibt auch eine alternative Technologie, die sich in der Entwicklung befindet und noch als experimentell bezeichnet wird. Diese ist deutlich schneller. Sie ist bereits in den aktuellen Systemen integriert und standardmäßig deaktiviert. Um Plasma nun auf die Beine zu helfen, kann man wie folgt vorgehen:
Man öffne mit [Alt]+[F2] den Programmstarter (Konsole sollte auch funktionieren) und gebe folgende Befehle ein:
(Achtung: Ab KDE 4.3.x heißt „plasma“ „plasma-desktop“! Nicht verwirren lassen!)
>
bis KDE 4.2.x:
[Alt]+[F2]
kquitapp plasma # beendet plasma, der Bildschirm hinter den Fenstern wird schwarz #
[Alt]+[F2]
plasma -graphicssystem raster # startet plasma mit der alternativen Methode #
>
ab KDE 4.3.x:
[Alt]+[F2]
kquitapp plasma-desktop # beendet plasma-desktop, der Bildschirm hinter den Fenstern wird schwarz #
[Alt]+[F2]
plasma-desktop -graphicssystem raster # startet plasma-desktop mit der alternativen Methode #
Ich habe das Ganze natürlich ausprobiert und denke, dass ein gewisses Gefühl von gewonnener Geschwindigkeit nicht nur auf eventuelle durch Erwartungen genährte Suggestionen zurückzuführen ist. Mein Arbeitsrechner schwitzt nun weniger, wenn Icons in Fency Tasks blinken und auch das Plasmoid Web Snippet, ein Mini-Browser reagiert extrem viel schneller auf Linkklicks. Vorher legte er scheinbar ein paar Bedenksekunden ein, ehe er dem Link dann folgte und die neue Seite zeigte, nun reagiert er eigentlich ganz normal, wie ich das auch beim normalen Browser gewohnt bin. Das beste aber, Quanta+ reißt mir den Plasma-Desktop nicht mehr ein!
Mein großes Multimedia-System im Wohnzimmer zeigt so direkt keine extremen Verbesserungen. Der Rechner dort ist einfach schnell genug, so dass die Schwächen von Plasma kaum auffielen. Was dort aber auffällt ist ein deutlich beschleunigter Bootvorgang, genau in der Endphase, in der Plasma geladen wird. Mein Arbeitsrechner scheint aber wie immer zu booten.
Die Vorteile können also variieren. Es ist auch möglich, dass bestimmte Grafikchips besonders profitieren und andere (dank guter Treiber) auch mit der Standard-Variante gut zurecht kommen. Wenn man den Beiträgen in den Foren Glauben schenkt, dann sind durch diesen Trick besonders große Leistungssteigerungen mit Grafikchips von Intel möglich. Nvidia dagegen lief zumeist auch vor der Änderung schon recht flott, konnte aber in Details auch gewinnen. Meine beiden Systeme laufen beide mit Nvidia und beim alten Arbeits-PC sind deutliche Verbesserungen zu spüren.
Eine dauerhafte Lösung?
Niemand möchte natürlich nach jedem Systemstart Plasma erst mal manuell raus schmeißen und mit den zusätzlichen Parametern neu starten. Keine Sorge, das muss auch niemand. Es gibt einen einfachen Weg, Plasma dazu zu überreden, standardmäßig diese alternative Methode zu nutzen. Der Plasma-Desktop wird beim Systemstart von KDE über eine .desktop-Datei im Ordner /usr/share/autostart aufgerufen. Diese Datei kann man editieren und diese Lösung so dauerhaft machen. Am einfachsten geht das mit einem Editor (hier nano) in der Konsole:
(Achtung: betreffende Dateien und Einträge können „plasma“ oder „plasma-desktop“ heißen, je nach KDE-Version (siehe oben). Hier im Beispiel: plasma-desktop)
sudo nano /usr/share/autostart/plasma-desktop.desktop [Enter] [sudo] password for user:
Es öffnet sich nun die .desktop-Datei in der Konsole:
[Desktop Entry] Exec=plasma-desktop X-DBUS-StartupType=wait Name=Plasma Desktop Workspace Type=Service X-KDE-StartupNotify=false OnlyShowIn=KDE; X-KDE-autostart-phase=0 X-Ubuntu-Gettext-Domain=desktop_kdebase-workspace .
Wichtig für uns ist die Zeile:
Exec=plasma-desktop .
Diesen Eintrag ergänzen wir wie folgt:
Exec=plasma-desktop -graphicssystem raster .
Die komplette Datei sollte dann so aussehen:
[Desktop Entry] Exec=plasma-desktop -graphicssystem raster X-DBUS-StartupType=wait Name=Plasma Desktop Workspace Type=Service X-KDE-StartupNotify=false OnlyShowIn=KDE; X-KDE-autostart-phase=0 X-Ubuntu-Gettext-Domain=desktop_kdebase-workspace .
Mit [Strg] + [O] speichern wir die Datei ab. Der Pfad zum Speichern wird unten noch einmal angezeigt, den wir nur noch mit [Enter] bestätigen müssen. Mit [Strg] + [X] verlassen wir Nano. Die Konsole kann dann geschlossen werden.
Nun wird der Plasma-Desktop dauerhaft bei jedem Systemstart mit der alternativen Methode gestartet. Sollte es Probleme geben (nicht vergessen, das Ganze ist experimentell), Plasma oder gar KDE nicht mehr starten wollen, kann man im Extremfall in die Shell booten und mit Nano das Ganze, wie eben beschrieben, durch das Entfernen der zusätzlichen Parameter wieder zurücksetzen. Ein erneuter Systemstart sollte dann Plasma wieder in der Standard-Variante starten.
Zu dem Thema habe ich sogar noch ein YouTube-Video gefunden:
Am Ende noch einmal der Hinweis: Es ist experimentell! Es KANN Besserung bringen, muss aber nicht. Ausprobieren auf eigene Gefahr! 😉
Bis zum nächsten Mal…
Bugs