Instant Messenger – Welcher darfs denn heute sein?

Hier nun Teil 2 (Ach Du Schreck Teil 1 war März 2019, Asche auf mein Haupt) zum Thema Instant Messenger gestern, heute morgen.

Jabber & Co. zogen nach und nach zum Handy und Smartphone. Letztere wurden für immer mehr Menschen die primären Kommunikationsgeräte.

Google war hier besonders raffiniert, wenn eh schon das eigenes Betriebssystem auf den Devices lief, warum dann nicht auch die eigenen Dienste, am liebsten nur diese. Und so war es nur ein Frage der Zeit, dass der eigene IM Google Talk vorherrschend auf jedem Android „Smarty“ wurde. Hervorzuheben und dem Namen entsprechend, bekam der Messenger schon bald eine Voicefunktion, war als XMPP Account auch in beliebigen anderen Clients verwendbar und konnte mit jedem anderen Account (eben wie E-Mail) kommunizieren. Letzteres wurde aber schon bald abgeschaltet. IM ging dann nur noch im eigenen Universum, womit für mich der Dienst im Grunde nicht mehr nutzbar war.

Auch die inzwischen geschlossene Plattform Google+ hatte Ihren eigenen Messenger. Beide wurden später zu Hangouts zusammengeführt.

Und auch Facebooks eigener Messenger basierte auf XMPP, war verriegelt zu anderen Anbietern und hat mit dem Kauf von WhatsApp sich eigene Konkurrenz ins Haus geholt.
Da ich aber nie einen produktiv genutzten FB Account hatte (ja ok, als Mittel zum Zweck musste auch ich mal bei Zuckerberg vorbeischauen, weil FB einfach für mache Dienste Zugangsvorraussetzung war.) und WhatsApp seit langem von meinen Devices verbannt ist, will ich hier nur am Rande darauf eingehen.

Nich unerwähnt soll hier auch das bis heute sehr beliebte Skype bleiben, was gerade für Videokonferenzen häufig genutzt wird und nicht nur für Smartphones (iOS, Android, win-mobile u.a.m) und Desktops (Win, MAC, Linux) sondern auch , weil aus dem Hause M$, auch die XBox angeboten wird. Auch kann es einfach im Webbrowser genutzt werden, was für mich bei vielen Messengern ein Pluspunkt darstellt.
Erfahrungen mit Skype habe ich aber so gut wie keine.

Bald schon gab es aufgrund zahlreicher Datenskandale, lange vor den späteren Snowden Enthüllungen und der erwähnten Übernahme von WhatsApp durch FaceBook, Motivation zu und Bedarf an der Entwicklung von alternativen Protokollen und Clients.

Und auch wenn ich bis heute der Meinung bin, Jabber/XMPP kann die IM Lösung für jedermann sein, wollten halt viele Menschen mit inzwischen WhatsApp Erfahrung einen Messenger, mit niedriger Einstiegshürde, bei gleichzeitigem hohen Sicherheitsstandard. Mundpropaganda sorgte bald schon zur Verbreitung vieler Alternativen. So wollen viele Menschen eben einfach den Messenger nutzen und nicht weiter darüber nachdenken, welche Software für das Protokoll denn nun die Richtige und bessere ist. Du geneigter Leser, ich und andere, die sich auch nur ein bisschen in der Materie auskennen sind dazu in der Lage und oft auch willens. Aber weniger IT affine Menschen, nehmen eben einfach das was der Freundeskreis nimmt und wenn das zu kompliziert ist, sind sie eben ganz schnell wiede bei Whatsapp & Co.

Schon bald verbreitete sich das aus der Schweiz stammende, anwenderfreundliche Threema mit Focus Sicherheit. Damit fing auch ich an, mich von Whatsapp zu verabschieden. Auch optisch sollte dieser Umstieg wohl so leicht wie möglich erfahren werden.
Die Hauptzielgruppe sind hier ganz klar Nutzer von Smartphones unter Android und iOS. Desktop Clients gibt es nicht, allerdings ist ein Webfrontend verfügbar, dessen Nutzung aber durch zuschalten in der Smartphoneapp erlaubt sein muss und von dieser per QR Code Scan aktiviert wird. So gesehen ziemlich sicher. Trotzdem glaube ich dass damit die Client2Client Vertraulichkeit geschwächt wird. Ausserdem zieht diese Zuschaltung den Smartphone Akku ziemlich runter. Und nach Nutzung vergisst man regelmäßig diese Funktion auszuschalten und wundert sich, wenn der Akku schon wieder so schnell leer ist.

Threema zeichnet sich auch durch viele zusätzliche Funktionen aus. Ausser Text können Bilder, Audio, Video oder sonstige Dateien übertragen, Umfragen gestartet, QR Codes versendet oder der aktuelle Standort gesendet werden. Mit der Sprachfunktion kann Threema als WalkieTalkie herhalten und auch Telefonate sind möglich.

Threema greift wenn gewünscht auf das Adressbuch zu, kann nur an einem Device (abgesehen von ThreemaWeb) genutzt werden und ist an die sogenannte ThreemaID und nicht Telefonnummer gebunden.

Die App kann nicht nur über Play/App-Store sondern zumindest für Android auch direkt bei Threema bezogen werden und ist einmalig kostenpflichtig aber mit 3,99 EUR nicht das Loch im Portemonnaie.

Beim Umzug oder vorsorglich bei Handydefekt oder Verlust kann und sollte ein backup der Threem-ID und wenn gewünscht auch des Verlaufs erstellt werden. Also neues Smartphone muss nicht erneute Lizenz kosten, es sei denn du willst es auf 2 Devices nutzen.

Die Vertrauenswürdigkeit wird in Leveln angezeigt mit einem roten Punkt für unbekannte, nicht vertrauenswürdige, 2 gelben Punkten für bekannte, nicht verifizierte und schließlich 3 grüne Punkte für verifizierte Kontakte mit Client2Client Kommunikation.

Als Businessvariante bietet sich „Threema Work“ an und viele Fragen werden bereits in der Threema’s FAQ beantwortet.

Mein Favorit seit langer Zeit, weit verbreitet und selbst von Edward Snowden als sicher empfohlen heißt Signal. So funktioniert anwenderfreundliche Sicherheit. Selbstverständlich können neben Text und Emojis (wie man heute sagt) auch Bilder, Audio, Videos übertragen werden, neuerdings sogar GIF’s und Sticker (nicht ganz so umfangreich wie bei Telegram, dazu später mehr). Aber auch Audio/Videotelefonie ist möglich, die Übermittlung des Standortes komplettiert die Möglichkeiten.

Zum Versenden von Schnappschüssen, gibt es grundsätzlich 2 Wege (gilt zumindest für die AndroidApp):

  • In der Editorzeile das Fotosymbol öffnet die „interne“ FotoApp, schiesse dein Foto und versende es an Deinen Chatpartner.
    Vorteil: Das Bild wird nicht im Gerätespeicher sondern nur in der App/dem Account gespeichert bei „verschwindenden Nachrichten“ (dazu später mehr) ist auch dies gelöscht.
    Nachteil: Derzeit nutzt Signal unter Android dafür nur eine sehr rudimentäre Fotoapp, die nur bei optimalen Lichtverhälnissen zu gebrauchen ist (ist aber schon besser geworden), keinerlei Einstellungen bietet (inzwischen ist Blitz möglich) und auch nur die rückseitige Linse nutzt, für Selfies also ungeeignet. (inzwischen möglich)
  • Alternativ lässt sich aber auch einfach aus der Fülle von Anhängen das Kamera-Symbol wählen womit dann die Systemeigene Kamera-App startet, mit allen Funktionen, beidseitigen Linsen usw…
    Nachteil: wie aus obiger Beschreibung zu entnehmen, landen diese Bilder diesmal aber im Gerätespeicher.

Ein nettes Feature sind die „verschwindenden Nachrichten“. Pro Chat können hier Nachrichten nach einem definierten Zeitintervall automatisch gelöscht werden. Dieser Wert kann von beiden Chatpatnern jeweils für den nachfolgenden Verlauf jederzeit zwischen 5 Sekunden und einer Woche in vielen Stufen eingestellt oder auch ganz abgeschaltet werden.

So sorgt man für Datenhygiene und die Gewissheit Nachrichten nicht auf ewig irgendwo hinterlegt zu haben. Passwörter u.ä. können so kurzzeitig weitergegeben werden, liegen aber nicht auf ewig im Verlauf. Vertrauen in den Gesprächspartner ist aber auch hier von Vorteil, niemand hindert diesen, den Chat dritten zu zeigen, vor der Amnesie weiterzuleiten oder zu kopieren.

Recht neu sind die einmalig anzeigbaren Medieninhalte. Du versendest ein Foto oder ein Bild und legst fest, dass der Empfänger es einmal anzeigen darf und dann ist es gelöscht.

Auch bieten viele Messenger, das Unterbinden von Screenshots an, man kann das oft für das eigene Device abschalten, bei manchen wird aber der Gesprächspartner von dem Versuch der Aufnahme informiert.

Permanente Transportverschlüsselung ist selbstverständlich, sollte es heutzutage auch in jeder App sein. Aber auch die Inhaltsverschlüsselung ist bei Signal obligatorisch und nicht deaktivierbar, selbst in Gruppenchats, was nicht in jedem IM so ist. Signal übermittelt auch den Status eine Nachricht, also ob Sie übermittelt wurde und sogar ob gelesen, letzteres kann der Nutzer aber auch unterbinden, wenn er sich nicht dauernd rechtfertigen will, warum er die Nachricht gelesen aber nicht geantwortet hat.

Ärgerlich ist aber, dass manche Devices um Energie zu sparen, keine Notification anzeigen und so gibt es manche Kontakte, die erst Tage später mitbekommen, dass Sie eine Nachricht bekommen haben. Wenn dann aber „verschwindende Nachrichten“ aktiv sind, ist die Nachricht vielleicht schon gelöscht. In den Energieeinstellungen deines Smartphones kannst du das aber entsprechend anpassen.

Die mit Abstand allermeisten Nachrichten tausche ich mit meinen Kontakten über Signal aus.

Kleine Nettigkeit am Rande, Signal (und auch andere) eignet sich auch als, wenn auch sehr einfache Notizanwendung. Den nächsten Einkauf schreiben? Verschwindende Nachrichten auf 1 Tag oder weniger und im Supermarkt einfach den eigenen Kontakt aufrufen. Fertig.

Signal ist kostenlos, Du brauchst zwingend eine SIM Karte/eine mobile Nummer zum registrieren. Danach kannst du auch die Apps für Linux, Mac oder Windows installieren, darfst aber die erste Installation auf dem Smartphone nicht entfernen. Es ist aber kein Problem, auch auf mehreren Rechnern gleichzeitig die App laufen zu lassen. Ab einer gewissen Anzahl, fliegt dann aber die älteste raus, allerdings natürlich nicht die primäre am Smartphone.

Bekommst du in dem Zusammenhang auf einem der sekunderären Devices defekte Nachrichten von einem oder mehreren Kontakten, lösch den Zugang auf dem Rechner und richte ihn neu ein. Passiert nicht oft, aber es kann passieren bei Multi-Device Nutzung.

Signal wirbt unter anderem mit solch prominenten Nutzern wie Edward Snowden und Bruce Schneier.

Telegram, klar kennt man, gehörte mal den Russen, ist weit verbreitet, entzieht sich imemrnoch relativ erfolgreich der Kontrolle durch Regierungen und Unternehmen. Leider ist das eben auch der Grund, das gerade in den letzten Jahren Rechtsextreme, Verschwörungstheoretiker, Corona Leugner sich in diesen Räumen treffen, bis hin zu Staatsdienern, in Armee und Polizei (bitte mal hier das Wort „Einzeltäter“ endlich streichen) und Ihren Müll verbreiten. Auch das hat leider zur Popularität des Messengers beigetragen.

Ist der Messenger sicher? Ich meine ja, wenn auch hier immer wieder in den Medien und in Fachkreisen Zweifel gehegt werden, weil Teile eben nicht offen gelegt werden.

Telegram kann auch von sehr großen Gruppen (bis zu 200.000 Teilnehmern) genutzt werden.

Transportverschlüsselung ist gegeben, Inhalteverschlüsselung aber nur auf Wunsch und muß hinzugeschaltet werden, außerdem läuft diese irgendwann ab und muß als neue Session gestartet werden, nervig. In Gruppenchats ist diese außerdem nicht möglich.

Die Stärke von Telegram sind auch seine vielen Möglichkeiten. Neben den selbstverständlichen Emojis, gibt es eine riesige Palette an Gifs und eine fast schon unüberschaubare, als Themenpakete downloadbare Stickersammlung, die ständig wächst.

Und auch in Telegram sind zumindest im geheimen inhaltsverschlüsselten Chat zwischen 2 Teilnehmern, aber nicht in Gruppen, verschwindende Nachrichten, der hier „Selbstzerstörungstimer“ heißen, mit einstellbarem Zeitfenster möglich.

Telegram wird ständig erweitert und man merkt, hier will man sich unbedingt mit immer neuen Features von den Mitbewerbern absetzen.

Beachtenswert ist z.B. die Möglichkeit, einzelne Nachrichten oder auch ganze Chats auch in Gruppen zu löschen und das nicht nur auf dem eigenen Account sondern auch auf dem aller Teilnehmer. Diese Funktion kann man aber durchaus kritisch sehen. Sicher gibt es Situationen, wo man als Moderator irgendwann die Notbremse ziehen will oder als einfacher Teilnehmer gerne Sachen zurück ziehen möchte, ob eigene oder die anderer, es eröffnet aber dem Missbrauch weite Tore.

Jeder sollte sich aber hüten diese Möglichkeit als verwerflich ab zu lehnen. Wichtig ist eben, dass jeder Nutzer von Telegram sich dieser Möglichkeit für sich und andere bewusst ist.

Natürlich kann Telegram Bild und Ton und andere Inhalte oder auch den aktuellen Standort, letzteren sogar mit Liveverfolgung, wenn der Sender das denn will, übermitteln. Praktisch z.B. wenn sich eine Gruppe an einem Ort treffen will.

Und natürlich sind auch Telefonate, und Videocalls möglich.

Verfügbar ist Telegramm nicht nur für Android und iOS, sondern auch für Linux, Mac und Win, sogar eine browserbasierte App steht zur Verfügung. Und wie bei Signal ist es kein Problem, wenn es auf mehreren Devices gleichzeitig läuft.

Und wie bei Signal, muß die Registrierung auch auf Deinem Smartphone mit einer gültigen mobilen erfolgen und die App+Anmeldung darf dort auch nicht gelöscht werden

Mein Tipp, schau dir, nicht nur dazu, die FAQ zu Telegram an, die Möglichkeiten sind einfach gigantisch.

Und auch in Telegram, kannst du wie schon oben für Signal angepriesen dir einfach selbst Nachrichten schicken und so den Messenger als Notizfunktion verwenden. Darum habe ich mich selbst sowohl als Signal- als auch Telegram-Kontakt per Direktzugriff neben klassischen Aufgaben- und Notizapps auf dem Smartphone liegen.

Nach diesen „Platzhirschen“ gibts beim nächsten mal weniger bekannte Messenger, was aber nicht heißt, dass das so bleibt. Vile von diesen haben Ihre ganz speziellen Vorteile und das Zeug auch über kurz oder lang weit verbreitet und massentauglich zu sein. Als kleinen Vorgeschmack gibts hier schon mal die Stichwörter Chat-over-IMAP und Matrix.

In diesem Sinne und aus aktuellem Anlass, bleibt gesund, achtet auf eure Gesundheit und die eurer Mitmenschen, tragt eure Masken.

verschwindende Grüße DxU

 

Ein Gedanke zu „Instant Messenger – Welcher darfs denn heute sein?“

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